Ein Coach für jeden Mitarbeitenden – Lässt KI diese Utopie Wirklichkeit werden?

Dieser Beitrag wurde zuletzt am 29. November 2020 aktualisiert.

An Führung werden immer höhere Anforderungen gestellt. Mitarbeitende erwarten sinnerfüllende Aufgaben, eigenständiges Arbeiten und sehen die Rolle der Führungskraft als Coach. Damit einher gehen radikal sich ändernde Aufgabenfelder und Rollen.  Umschulung wird eine drängende Herausforderung, wobei Spezialwissen an Bedeutung verlieren wird. Kompetenzen wie zum Beispiel interpersonelle Fähigkeiten hingegen werden an Bedeutung gewinnen. Dies erfordert das Erlernen von Meta- und Sozialkompetenzen in einer skalierbaren, maßgeschneiderten und kosteneffizienten Art und Weise, und das aufgrund der sich dynamisch entwickelnden Organisationsformen für Führungskräfte als auch für die Mitarbeitenden.

Bild: Coachingpyramide

Aber wie sieht die Realität aus? Psychische Erkrankungen sind laut einer Untersuchung der AOK in den letzten 10 Jahren um 67% gestiegen und psychisch bedingte Fehlzeiten dauern doppelt so lange wie der Durchschnitt der Fehlzeiten. Untersuchungen wie zum Beispiel von Psy@Work zeigen, dass circa 25% der Belegschaft an Burnout, Depression, Angstzuständen oder einer Kombination davon leiden.

Bei der Analyse der tieferen Ursachen geht es um den Verlust des Zwecks, Wahrnehmung von Arbeitsplatzunsicherheit, höherer Arbeitsaufwand, zunehmender Wettbewerb und den technologischen Wandel, welcher regelmäßig Schockwellen durch Organisationen sendet.

Seit Jahren wird gefordert, die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen. Heute ist es keine Utopie, jedem Mitarbeitendem ein individualisiertes, Algorithmen-gesteuertes Coaching über den Computer oder Mobile Device (E-Coaching) kostengünstig anzubieten oder eine Kombination aus virtuellem und Face-to-Face Coaching (Hybrid-Coaching). Eine anfängliche Online-Befragung schließt sogar das Wohlbefinden mit ein. Als Mitarbeitende/r kann ich in einem geschützten Raum achtsam zu mir selbst sein, indem ich mich auf mich selbst konzentriere. Der Algorithmus ist mein Assistent. Wie beim Springreiten durchquere ich verschiedene Schwierigkeitsgrade in einer optimalen Selbstauseinandersetzung. Die Selbstreflexion führt zur Kompetenz-erweiterung und einer höheren Achtsamkeit mit mir selbst. Selbstwirksamkeit ist der Gewinn.

Die Unternehmensführung hat erstmalig die Möglichkeit, durch Vorgabe bestimmter zusätzlicher Module direkt Einfluss auf die Kompetenzstärkung aller Mitarbeitenden zu nehmen. Während bei Top-down Interventionen die Erfolgsquote bei enttäuschenden 10% liegt, ermöglicht die Bottom-up Intervention Erfolgsquoten von bis zu 70%. Mit dem E-Coaching hat das Unternehmen die Chance, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden in einem dynamischen Umfeld aufrecht zu erhalten und mit Unternehmenskultur zu untermauern, die auf Selbstverantwortung setzt.

Während ‚energiegeladene‘ Mitarbeitende das E-Coaching zur Förderung ihrer Meta- und Sozialkompetenzen nutzen, befassen sich Mitarbeitende, die z.B. unter Erschöpfung oder Stress leiden mit den zugrunde liegenden Ursachen.

Die Wirksamkeit zeigt die folgende Vorher- (links) / Nachher- (rechts) Betrachtung beispielhaft für eine Gruppe von Mitarbeitern nach 6 Monaten E-Coaching. Das Engagement erhöht sich signifikant und die Produktivität kann bis zu 20% steigen, wenn E-Coaching mit weiteren unterstützenden Aktivitäten verbunden wird. Stressbezogene Krankheitstage reduzieren sich bis zu 50%. Auch gehen die Eigenkündigungen zurück, da ein individualisiertes Personalentwicklungsangebot Mitarbeitende bindet.

Bild: Bewertung eines Coachings

Umfangreiche Daten und Regeln sowie Pre- und Post-Tests garantieren eine hohe Validität. Durch einen kontinuierlichen Prozess verbessert sich zudem der Algorithmus ständig. Unternehmen erhalten unter Berücksichtigung des Datenschutzes komprimierte Daten, damit gezielt und effizient unterstützende Maßnahmen einleiten werden.

Eines muss allerdings auch gesagt werden: die Einbindung von E-Coaching oder Hybrid-Coaching als Fundament für Veränderung bzw. zur Erhöhung des Reifegrades einer Organisation sollte jedoch nur in Betracht gezogen werden, wenn das Management bereit ist, sich auf Veränderung einzulassen, beginnend beim Top Management.



Dieser Beitrag wurde verfasst von unserem Mitglied Karl-Heinz Sternberg.

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